Tausch dich aus und baue Brücken
Wenn Du Kontakt zu einem Menschen nach Russland aufgebaut hast oder über die Plattform Callrussia.org gleich eine ganz eigene erste Nachricht mit deepl.com an einen russischen Menschen verschicken willst, hast du die Chance Connector zu werden und Brücken zu bauen. Das erfordert etwas mehr Zeit und deine Bereitschaft, sich auf ein echtes Gespräch einzulassen, in dem dein Gegenüber vielleicht überhaupt nicht deine Sichtweise teilt.
Bitte lies dir für die individuelle Kontaktaufnahme nach Russland den gesamten Text auf dieser Seite durch!
Gegen Feindbilder eintreten
In Russland kann die Propagandamaschine gerade hinter einer unsichtbaren Informations- und Kontaktmauer ungebremst auf Hochtouren laufen. Alte Feindbilder werden frisch angemalt und neue entstehen. Auch Europäer*innen werden in diesem Narrativ zu Feinden gemacht, die die russische Bevölkerung durch Sanktionen absichtlich isolieren und ihr schaden wollen. (Auf der Info-Seite erfährst du mehr zu den Propagandastrategien.)
Doch nicht nur russische Menschen haben fast keine Möglichkeiten mehr auf unabhängige Presseberichte zuzugreifen: Da sich zahlreiche Journalist*innen aus Russland zurückziehen mussten und Kontakte wegen der Sanktionen zwischen den Institutionen seit Februar 2022 auf Eis liegen, sind auch Europäer*innen in Bezug auf Russland nicht mehr auf dem Laufenden. Wir wissen zu wenig über die Stimmung in der russischen Bevölkerung, zu wenig über die zerrissenen Familien. Und wir wissen nicht, wie viele Menschen nach ihrem Jobverlust dubiose Jobangebote erhalten haben und täglich dafür sorgen, dass das Bild von der russischen Bevölkerung, die still hinter Putin steht, in den sozialen Medien aufrecht erhalten wird. (Lies hierzu mehr auf der Info-Seite unter Zweifelhafte Umfragen )
Es ist so gut wie unmöglich, Menschen, denen mit viel Mühe und Kohle jahrelang weisgemacht wurde, dass ihr Präsident im Grunde ein freundlicher und besonnener Pazifist ist, mit ein paar Nachrichten vom Gegenteil zu überzeugen. Setz dir das bitte nicht zum Ziel! Wenn Du eine Nachricht an einen russischen Menschen schreibst, interessiert an der Meinung deines Gegenübers bleibst und nicht belehrst (Achtung: Westplaining Alarm ), hast du bereits etwas gegen das gefährliche Narrativ getan, dass Menschen westlich von Russland, russische Menschen gegenüber generell feindlich eingestellt sind. Versuche ein Anti-Troll zu bleiben und bleib besonnen, denn, wenn du es schaffst dein Gegenüber mit Respekt vor dem Hintergrund einer Lebensgeschichte anzunehmen, die sich von Deiner komplett unterscheidet und eine Brücken baust, auf der der gemeinsame Wunsch nach Frieden in den Fokus rücken kann, kann dies in der Zukunft viel bewirken.
Wenn ein Gespräch beginnt, kannst du dich immer wieder auf dieses Ziel besinnen und dich auf den Konsens und nicht auf historische Diskussionen einlassen. Nur so trittst du zugleich auch gegen gefährliche Feindbilder ins Feld, die Krieg verursachen und Kriege am Laufen halten.
Zur individuellen Kontaktaufnahme lies dir zunächst die Anleitungen auf der Seite „Werde Texter*in“ durch!
BITTE BEACHTE FOLGENDES RISIKO!!!
Während du im direkten, privaten Austausch kein Risiko trägst, kannst du Menschen in Russland in Gefahr bringen. Wenn du direkt und öfter mit einem Menschen aus Russland chattest, mach ihn bitte unbedingt gleich zu Beginn Eures Gespräches darauf aufmerksam, dass auch private Chats von russischen Regierungsbeamten mitgelesen werden können. Telegram gilt als sicherster Kontaktweg. Dennoch gibt es auch hier Berichte, in denen durch die Weitergabe von Informationen in privaten Telegram-Chats russische Aktivist*innen in Gefahr gebracht worden sind.
Begegnungsräume offen halten
(Bitte beachte die Risiken weiter unten)
Seit Februar 2022 liegt die Zusammenarbeit in fast allen Bereichen zwischen Russland und europäischen Ländern auf Eis. Möglichkeiten zum regelmäßigen Kontakt sind damit auch weggefallen. Doch ist es trotz der Schwierigkeiten nicht gerade jetzt wichtig, persönliche Kontakte aufrecht zu erhalten und der Kontaktmauer neue Gucklöcher zu verpassen?
Wenn du zum Beispiel während der Corona-Zeit internationale Online-Begegnungen organisiert hast, höre jetzt nicht damit auf. Nutze die Chance auf direkten und friedlichen Dialog. Die Zeit arbeitet dann von ganz allein.
Kooperationen für die Zukunft planen
Wenn Du Mitarbeiter*in einer Hochschule oder einer anderen Institution bist und Projekte mit russischen Partner*innen stoppen musstest, kannst du trotz des schwierigen Hintergrundes gemeinsame Visionen für Projekte in der Zukunft entwickeln. Vielleicht verlangen diese jetzt schon einen Online-Austausch, der persönlichen Kontakt wieder ermöglicht? Wie kann zum Beispiel die künstlerische Zusammenarbeit mit geringem Risiko aktuell zwischen Studierenden gefördert werden?
Beachte dabei das Risiko: Persönliche und berufliche Kontakte zu offiziellen Stellen im Ausland müssen in Russland gemeldet werden. Europäische Hochschulen gelten in Russland als "ausländische Agenten". Unterbleibt diese Meldung, machen sich deine russischen Gesprächspartner*innen strafbar. Auch persönlicher Austausch kann in Einzelfällen trotzdem überwacht werden. Stelle also sicher, dass sich deine russischen Gesprächspartner*innen dem Risiko bewusst sind.
Beispiele für Begegnungsräume
Im März 2022 wurde mit einem Projektmodul an der Bauhaus-Universität Weimar die Projektgruppe „pasap“ ins Leben gerufen. Internationale Studierende und Künstler*innen arbeiteten hier aktiv an der Gestaltung von Offline- und Online-Begegnungsräumen und haben den Protest in Russland auf dem Campus sichtbar gemacht: (Projekt: Propaganda For Peace )